„Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“

Ende 1941 entwickelten die beiden Wiener Wissenschaftlerinnen Dora Maria Kahlich und Elfriede Fliethmann ein Projekt zur „Erforschung typischer Ostjuden“. Mit „kaltem Blick“ fotografierten sie im März 1942 in der deutsch besetzten polnischen Stadt Tarnów mehr als hundert jüdische Familien, insgesamt 565 Frauen, Männer und Kinder. Von diesen überlebten nur 26 den Holocaust und konnten später davon berichten. Erhalten geblieben sind die Bilder und Kurzbiografien der Ermordeten. Einer der maßgeblich beteiligten Fotografen war Rudolf Dodenhoff (1917 – 1992) aus Worpswede.

Gemeinsam von der Stiftung Topographie des Terrors in Berlin, der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und dem Naturhistorischen Museum Wien wurde daraus eine Ausstellung konzipiert, die erstmals im Herbst 2020 in Berlin zu sehen war. Vom 1. März bis 10. Mai 2023 wird sie nun in der Gedenkstätte Lager Sandbostel gezeigt. Unter dem Titel „Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“ dokumentiert die Ausstellung zum einen das ehrgeizige Vorgehen der beiden Wissenschaftlerinnen Kahlich und Fliethmann. Zum anderen erzählt sie vom Leben der Juden in Tarnów vor 1939 und ihrer Ermordung unter deutscher Herrschaft – exemplarisch für die Verfolgung und die Vernichtung hunderter jüdischer Gemeinden in dem von Deutschen beherrschten und terrorisierten Polen.

Die AG Aufarbeitung der NS-Zeit in Worpswede hat zu der Ausstellung ein umfangreiches Begleitprogramm entwickelt: Geplant sind unter anderem zwei Vortragsveranstaltungen im Rathaus Worpswede, die sich inhaltlich mit dem Fotografen Rudolf Dodenhoff sowie den Fotografen Hans Saebens (ebenfalls aus Worpswede) und Julius Frank (Lilienthal) beschäftigen.  

https://www.stiftung-lager-sandbostel.de/